Ende Oktober 2012 machen wir einen Ausflug an die Ostküste des Prince William Sound nach Whittier. Es geht auf dem Highway 1 entlang des Turnagain Fjord in den Chugach National Forrest.
Hier liegt schon ordentlich viel Schnee. Es ist so kalt, dass wir das erste Mal unsere Pullover anziehen müssen, was so gar nicht unser Fall ist.
Faya tut alles, um das Teil wieder los zu werden. Fast hätte sie es geschafft.
Kurz darauf erreichen wir den Portage Glacier mit dem wunderschönen Gletschersee davor. Außer uns ist niemand unterwegs, so dass wir die ganze Schönheit für uns allein haben.
Früher ragte der Gletscher 25 km weit in das Portage Tal hinein. Dieses Bild von 1958 habe ich bei Wikipedia gefunden.
Heute kann man den Gletscher vom Ufer aus kaum noch erkennen. Im Sommer fahren Boote an den Gletscherrand. Seitdem der Gletscher „festen Boden unter der Sohle“ hat, schmilzt er nicht mehr so schnell.
Whittier ist von Anchorage ungefähr 75 Meilen (120 km) entfernt. Die Stadt wurde nach dem zweiten Weltkrieg als Militärhafen gegründet und bis 1960 rein militärisch genutzt. Beim schweren Erdbeben von 1964 wurde Whittier schwer beschädigt und 13 Menschen ertranken in der 13m hohen Tsunamiwelle.
Heute ist die Stadt, dank ihrer guten Straßen- und Bahnverbindung nach Anchorage ein beliebter Anlegehafen für Kreuzfahrtschiffe.
Bevor wir Whittier erreichen, müssen wir die Maynard Mountains durchqueren und zwar per Tunnel. Dieser ist 4,1 km lang, einspurig und als Unikum für Schiene und Straße gleichzeitig genutzt. Dies bringt ihm die Titel „zweitlängster Highway Tunnel“ und „längster kombinierter Eisenbahn- / Straßentunnel“ in Nordamerika ein. Aus dem Internet hatten wir uns den Zeitplan ausgedruckt, wann man von Bear Valley nach Whittier sowie retour fahren kann. Kurz nach 12 Uhr erreichen wir das Kassenhäuschen und bezahlen unsere $12 Gebühr für die Hin- und Rückfahrt. Klar, um diese Jahreszeit ist nicht viel los, jedoch lassen uns die zahlreichen Spuren erahnen, was hier im Sommer los ist. Wir fahren also vor und stehen als erste in unserer Spur.
Fragen wir mal den netten LKW-Fahrer neben uns. Der zeigt geradeaus und sagt: „Da“
Wo? Das Häuschen vor dem Berg ist der Tunneleingang???? Na, da sind wir alle sehr gespannt.
Tatsächlich geht nach einigen Minuten in der Mitte ein Tor auf. Wir sind fasziniert, als die ersten Autos aus dem Tunnel kommen. Interessant!
Als alle durch sind, kommen wir an die Reihe. Nö, die Ampel springt nicht auf grün, dies angegebene Zeit vergeht. Und nun?
Aha, darauf haben wir gewartet. Der Zug darf zuerst durch.
Endlich springt die Ampel auf grün, wir dürfen los fahren.
Der Zug fährt geradeaus, wir biegen links ab und werden vom Ortsschild willkommen geheißen.
Whittier liegt, direkt an einem Fjord, es geht nur auf einer Straße zwischen Berge und Meer in den Ort, welcher selbst sehr unspektakulär ist.
ein richtig toller Grillplatz, direkt am Fjord.
Daneben steht, mit Blick über den Fjord und die umliegenden Berge, ein Gedenkstein für die Seeleute, die von ihrer Fahrt nicht nach Hause zurück gekehrt sind.
Zwei große Gebäude, die damals vom Militär errichtet wurden, fallen auf der anderen Seite sofort ins Auge. Unwillkürlch denkt man, dass soviel Häßlichkeit hier völlig Fehl am Platz ist.
Das eine Hochhaus ist renoviert und die meisten der ca. 200 Einwohner wohnen dort.
Das andere ist das riesige Buckner Building, das mit seinen leeren Fensterhöhlen auf das Meer starrt. Früher, zu seiner Glanzzeit, wohnten hier über 2000 Menschen mit allen Annehmlichkeiten des modernen Lebens, wie Geschäfte, Kino und Bowlingbahn. Es war das grösste Gebäude Alaskas, eine Stadt in der Stadt.
Das Erdbeben von 1964 hat das Bauwerk so schwer beschädigt, dass es aufgegeben werden musste.
Warum das Haus noch nach fast 50 Jahren dort steht? Nun, zum einen ist es schwer mit Asbest belastet, der bei einem Abriß freigesetzt würde, zum anderen müsste der Abraum weg geschafft werden. Dadurch, dass dies nur durch den Tunnel oder auf dem Seeweg möglich ist, würden die Kosten dafür ins Unermessliche steigen. Also lässt man alles weiterhin bestehen, hängt eine Tafel „Zutritt verboten“ an die Tür und überlässt es sich selbst.
Die örtlichen Jugendlichen benutzen das Haus als Spielplatz, die Bären eher als Ort der Ruhe, weshalb ein Betreten nicht ganz ungefährlich ist.
Neben dem Jachthafen gibt es eine kleine Straße mit einigen Souvenirläden und Imbissbuden, die zu dieser Jahreszeit allerdings geschlossen sind.
Damit ist die Besichtigung abgeschlossen und wir fahren durch den Tunnel zurück nach Hause.
Hier geht es zum Bericht über den Alaska Marine Highway.
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