Nachdem wir vor 2 Tagen bereits Belugas von der Straße aus beobachten konnten, sind wir gespannt, was uns heute auf unserer gebuchten Wal-Safari in der Bucht von Tadoussac erwartet.
Nur 5 Minuten von unserem Campingplatz Camping et Ranch du Fjord liegt der Anleger, von dem die Walbeobachtungstouren starten.
In der Mündung des St-Lorenz-Stroms auf Höhe des Ortes Tadoussac fließen Süßwasser, Salzwasser sowie Brackwasser zusammen. Dieses Wassergemisch ist sehr nahrungsreich, was eben der Grund ist, dass hier so viele verschiedene Walarten zu finden sind. Selbst Blauwale sollen keine Seltenheit darstellen. Um es vorweg zu nehmen, wir haben leider keinen gesehen.
Ungefähr 3 Stunden werden wir auf diesem größeren Zodiac verbringen. Ich habe dieses Boot gewählt, weil es mit viel Tempo unterwegs ist und somit schnell auf Walsichtungen anderer Boote reagieren kann.
Bevor wir auf das Boot dürfen, müssen wir uns an der Kleiderkammer anstellen, um wetterfeste Segelbekleidung zu übernehmen, die auf dem offenen Boot dringend nötig ist. Ich finde es toll, dass die Firma diese Bekleidung für ihre Gäste zur Verfügung stellt.
Wie man beim Blick auf das Bild schon vermuten kann, hat das Wetter heute alles, außer Schnee und Hagel, zu bieten. Kurz vor der Aufnahme kam ein heftiger Regenschauer vom Himmel.
So warm eingepackt, geht es auf den Fluß.
Plötzlich taucht aus dem Seenebel der Leuchtturm Phare du Haut-Fond Prince auf, der ungefähr 5 km von Tadoussacs Küste steht.
Den Frachter hören wir lange vorher hupen, ohne ihn sehen zu können, was sich echt bedrohlich anhört. Du weisst, dass ein großes Schiff in der Nähe ist, kannst es aber nirgendwo entdecken. Gespenstisch!
Wie soll man in dieser Nebelsuppe einen Wal entdecken? Da haben wir die Rechung allerdings ohne unseren Kapitän gemacht, denn der weiß ganz genau, wohin er unser Boot steuern muss.
Doch, doch, der Kapitän weiß genau, wo er suchen muss und schon tummeln sich vor unserem Boot einige Zwerg- oder Minkewale, die nur zwischen 7 und 10 m groß werden. Ich bin immer wieder ergriffen, Wale in Freiheit erleben zu dürfen.
Wir sehen den Tieren einige Zeit zu, dann taucht in einiger Entfernung ein Buckelwal aus dem Wasser auf. Okay, nix wie hin, jedoch sehen wir seine Schwanzflosse, bevor wir ihn erreichen, was bedeutet, dass der Wal taucht.
Buckelwale werden zwischen 12 und 15 m lang. Ihre Tauchgänge sind meistens 10 bis 20 Minuten lang, also heisst es jetzt warten. Nur, wo wird er wieder auftauchen? Unsere Führerin erzählt uns, dass sie selbstverständlich Sonar- sowie Radargeräte an Bord haben, diese aber selten hilfreich sind, weil Wale sehr schnell schwimmen können. Ein Buckelwal ist mit einer Durschnittsgeschwindigkeit von 5 km/h (3 mph) unterwegs, wobei sogar eine Spitzengeschwindigkeit von 27 km/h (17 mph) gemessen worden sein soll.
Während wir auf das Auftauchen des Buckelwals warten, tummeln sich am Horizont zwei weiße Belugas. Ich finde ja, dass diese Tiere mit ihrem großen Kopf immer aussehen, als ob sie grinsen würden. Hier gefallen sie mir allemal besser als im Aquarium von Atlanta, wo sie so gar keinen Platz haben.
Während wir versuchen, uns an die Belugas zu schleichen, erhält der Kapitän die Nachricht, dass der Buckelwal wieder aufgetaucht ist. Übrigens ist dieser Wal eine Dame und heisst Casper, was unsere Profis an ihrer Schwanzflosse erkannt haben, die für jedes Tier ein unverwechselbares Merkmal ist.
Nun kommt die Wendigkeit eines Zodiacs zum Einsatz. Unser Schiffsführer zieht das Ruder herum und dann sausen wir mit Vollgas über das Wasser. Umweltgedanken schieben wir jetzt mal beiseite, denn die Geschwindigkeit ist Klasse. Zodiacfahrten machen Spaß, jedoch sollen Rückengeschädigte und Schwangere unbedingt darauf verzichten.
Da ist sie, die Buckelwal Dame namens Casper. Wahrscheinlich bekam sie ihren Namen zu der Zeit, als man das Geschlecht des Tieres noch nicht kannte.
In der Bucht vor Tadoussac werden die Wale nicht wie in anderen Gebieten von unzähligen Booten und Schiffen bedrängt.
Insgesamt sind nur 6 Schiffe im Einsatz, die auch genügend Abstand zum Wal halten. Trotzdem bleibt die Frage, ob es für die Tiere nicht ungeheuer nervig ist, ständig von Motorenlärm umgeben zu sein.
Wo Buckelwale unterwegs sind, findet man auch immer eine große Schar Vögel. Buckelwale haben eine interessante Fischfangmethode. Sie schwimmen senkrecht unter den Schwarm und erzeugen eine riesige Wolke aus vielen kleinen Luftblasen, die wie ein Netz wirkt und in dem sie den Krill oder die Fische fangen. Für Wasservögel fällt da auch immer eine Portion Futter ab.
Auf dem Rückweg habe ich gerade einen riesigen Schwarm Kormorane fotografiert, als plötzlich vor mir ein Minkewal auftaucht. Diesen Wal hat keiner an Bord gesehen, weshalb er mir ganz allein gehört. 🙂
Bevor es zurück in den Hafen geht, fahren wir noch ein Stück in den Fjord des Rivière Saguenay ein. Hier gibt es zwischen den Orten Tadoussac und Baie-St-Catherine keine Brücke, sondern eine kostenlose Fährverbindung.
Nach über 3 Stunden sind wir zurück an Land.
Den Anbieter AML können wir für die Zodiactour auf jeden Fall empfehlen. Ein Schwachpunkt ist die Sprache, denn die meisten Informationen werden auf französisch weiter gegeben. Die englische Übersetzung erscheint mir als nicht ausreichend, was für uns persönlich allerdings kein Problem war, da wir über ausreichende Kenntnisse über das Leben der Wale verfügen.
Wer nur wenig Zeit hat, für den ist sicherlich ein Hubschrauber-Rundflug über die St. Lorenz Strom Mündung das richtige.
Für alle diejenigen, denen offene Boote nicht behagen, gibt es ein „richtiges“ Schiff für die Walbeobachtung.
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