Beim Stöbern habe ich diesen bislang nicht veröffentlichten Text vom Skyline Drive in Virginia gefunden. Beim Lesen baute sich sofort wieder diese Situation im Kopf auf, so dass ich euch den Bericht unbedingt zeigen möchte. Zugetragen hat sich das Erlebnis im September 2016. Gleichzeitig füge ich noch die passenden Bilder bei und wünsche euch viel Spaß beim Lesen.
Bärchen im Baum
Mein gestriges Erlebnis dauerte sicherlich insgesamt nicht länger als 2 Minuten. Aufnahmen gibt es keine, aber es war so eindrucksvoll, dass ich es in meinem ganzen Leben hoffentlich nicht vergessen werde.
Wir sind bei herrlichem Sonnenschein auf dem Skyline Drive im Shenandoah National Park im Auto in nördlicher Richtung unterwegs. Die Aussicht ist Klasse, wenn auch ein bisschen dunstig. Während der Fahrt unterhalten wir uns, und stellen fest, dass wir schon sehr lange keine Bären mehr in freier Wildnis gesehen haben. In diesem National Park soll es sehr viele Schwarzbären geben. Aber, es ist gleich Mittag und normalerweise trifft man Wildtiere eher am frühen Morgen oder späten Abend an.
Okay, wir fahren auf einer kurvenreichen Straße durch den Wald. Plötzlich sehe ich vor uns einen sehr hohen Baum am Straßenrand, der mit seinen Ästen weit über die Straße reicht. Mitten in den Ästen steht ein kleiner Bär oberhalb der Straße. Mein Gehirn muss das Gesehene aber erst irgendwie zusammen setzen: Straße – Baum – ca. 6m hoch – Schwarzbär. Ich schätze mal, das dauert so 3 Sekunden, bevor ich schreie: „Halt an, ein Bär, da oben“, zeige in die Richtung und drücke gleichzeit den Knopf für das Warnblinklicht. Der Gatte schaut nach oben und bremst, was bei einem Tempo von 30 m/h allerdings nicht so leicht ist. So kommt unser Truck natürlich erst hinter dem Baum mit dem Bären zum Anhalten. Wir wollen zurück setzen, aber der Truck auf der Gegenfahrbahn hält ebenfalls und der Fahrer informiert uns freundlicherweise, dass das Bärchen ungefähr 4 bis 6 Monate alt sei und er es schon öfter gesehen habe und, und und. Toll! Wir können nicht zurück und der Gatte zischt: „Nimm die Kamera und steig aus.“
Eigentlich weiß ich alles über Sicherheit bei der Wildtierbeobachtung im allgemeinen und im besonderem bei Bären sowieso. Nur, in diesem Moment setzt mein Hirn scheinbar total aus und ich mache, wie mir geheißen. Ich springe aus dem Auto, schaue nach oben – blöd, 1. Gegenlicht und 2. kein Bär. Schlagartig setzt mein Hirn wieder ein. Das kleine Bärchen sitzt gerade einmal 5 m von mir entfernt am Baumstamm. Wir starren uns eine Sekunde an und ergreifen schlauerweise beide die Flucht. Das Bärchen saust den Baumstamm herunter, ich springe zurück ins Auto und frage mich ernsthaft, wieso ich so einen Blödsinn machen konnte. Ich hatte gar keine Sicht nach hinten, konnte also überhaupt nicht einschätzen, wo sich die Bärenmama aufhielt. Glücklicherweise habe ich sie auch nirgendwo gesehen, aber sie war natürlich ganz in der Nähe.
Der Shenandoah National Park liegt im Appalachengebirge des Bundesstaates Virginia und umschließt ein Gebiet von ungefähr 800 km2.
Für gute Bilder muss man manchmal hoch klettern.
Der einzige Tunnel auf der ganzen landschaftlich reizvollen Strecke.
Man kann es gar nicht glauben, dass hier auch große Wohnmobile durchpassen.
Wir lieben diese unendliche Weite.
Der Wald reicht so weit das Auge sehen kann.
Kleine Helfer
Wieder einmal treffen wir auf den Appalachian Trail.
Ob es für uns ein Traum bleibt, diesen wundervollen Wanderweg einmal selbst zu gehen?