Der Gründer der King Ranch, Captain Richard King, stammte aus einer sehr armen Familie, die in New York City angesiedelt war. Im zarten Alter von 9 Jahren gab ihn die Familie an einen Juwelier, für den er Sklavenarbeit verrichten musste. Mit 11 Jahren lief er dort weg und verdingte sich 1834 an Bord eines Schiffes. Hier lernte er sehr schnell alles über die Seefahrt, so dass er bereits mit 16 Jahren Kapitän eines Dampfschiffes war.
Mitte des 19. Jahrhunderts begann er in der Gegend um Corpus Christi Land zu kaufen, erst zu Spekulationszwecken, später um die gegründete Ranch auszubauen. Als Captain King 1885 starb, besaß er die unglaubliche Landmasse von 2.400 km² und ist damit fast so groß wie das Bundesland „Saarland“ in Deutschland.
Am Eingang zum Visitor Center prankt das Brandzeichen der Ranch auf dem Wasserspeicher, ein gewelltes „W“, welches seit 1869 registriert ist.
Täglich finden zwei Führungen in klimatisierten Bussen statt. Man fährt 1,5 Stunden auf der Ranch umher. Jetzt im August ist der Andrang nicht sehr groß, da es ziemlich heiß ist, weshalb sich die Tiere möglichst im Schatten der Bäume aufhalten. So entstehen die meisten Bilder aus dem Bus heraus, was zu Lasten der Qualität geht, aber trotzdem einen Einblick in die Größe der Ranch gibt. Leider war es den Cowboys auch zu heiß, deshalb ist es sicherlich günstiger, die Ranch im Herbst oder Frühling zu besuchen.
Die Hauptzufahrtsstraße ist durch einen Sicherheitsdienst bewacht. Private PKW sind auf der Ranch nicht zugelassen. Die Zufahrtstraße ist zudem deshalb so breit, weil sie auch als Feuerbarriere dient.
Eine Weißwedelirschdame steht im Schatten eines Baumes. Freiwillig hält sich hier niemand bei über 40°C in der Sonne auf. Die King Ranch ist ebenfalls für ihren Wildreichtum bekannt und bei Jägern sehr beliebt.
Am alten Wasserturm liegen die ersten Rindviecher im Schatten unter den Bäumen.
Obwohl es lange nicht geregnet hat und alle dringend auf Wasser von oben warten, braucht das Vieh nicht dursten, denn die Ranch verfügt über zahlreiche Quellen, welche die Weiden mit Frischwasser versorgen.
Im Schatten döst ein Rind der Santa-Gertudis-Rasse, welche auf der King Ranch entwickelt und bis heute gezüchtet wurde. Dieses Fleischrind gilt als erste Rinderzuchtrasse der USA und wurde 1940 offiziell anerkannt. Benannt ist die Rasse nach dem Santa Gertrudis Creek, an dem die Wurzeln der Ranch zu finden sind.
Die Tiere besitzen besonders große Weideflächen, auf denen sie sowohl Schattenplätze als auch Wasserbecken vorfinden.
Das sogenannte „Bump-gate“ wurde auf der King Ranch erfunden. Man fährt gegen das Tor, welches sich öffnet und hinter dem Auto wieder schließt. Das spart dem Fahrer das ständige Aussteigen sowie Öffnen und Schließen der Tore und somit wertvolle Arbeitszeit, denn die Ranch verfügt über sehr viele Tore zwischen den Weideflächen.
Zu den beiden Truthahngeiern hat sich ein Northern Crested Caracara (Caracara cheriway) gesellt. Unser Fahrer erzählt uns, dass dieser Vogel häufig auf der Ranch vorkommt. Wir sehen tatsächlich noch zwei weitere Tiere, die hoch oben auf Telegraphenmasten sitzen.
Neben den wundervollen Quarter Horses der King Ranch, auf die wir leider nur einen kurzen Blick werfen konnten, sind die texanischen Longhorns die Stars der Ranch.
Obwohl dieses Kalb erst wenige Monate alt ist, beeindruckt es schon jetzt mit seiner stattlichen Größe.
Die Longhorn Herde auf der King Ranch wird nur noch für die Besucher gehalten. Aufgrund ihrer ausladenden Hörner sind diese Tiere nicht für den Transport in Viehwagons oder LKWs geeignet, deshalb ist die Zucht dieser schönen Rinder mittlerweile reine Liebhaberei mancher Rancher. Toll, dass man diese Rasse nicht einfach aussterben lässt.
Wir kommen noch an einigen historischen Gebäuden vorbei, die allerdings nicht besucht werden dürfen. Ebenso ist das Haupthaus nicht zugänglich, der Tourbus darf dort nicht einmal anhalten. Dies ist aber okay, denn das Haus wird weiterhin von den Familienmitgliedern benutzt, wenn sie sich auf der Ranch aufhalten.
Nachdem wir die Tour auf der Ranch beendet haben, besuchen wir noch das kleine, aber feine Museum in Kingsville. Man kann den Eintritt mit dem Tourticket gemeinsam lösen.
Im Untergeschoss werden Fahrzeuge der verschiedenen Epochen ausgestellt. Im Vordergrund sieht man einen modernen Ford F150 Truck. 2001 stellte Ford eine King Ranch Edition vor, bei dem das Brandzeichen zum Beispiel in den Ledersitzen eingearbeitet ist.
In der oberen Gallerie findet man einen Webstuhl, auf dem die Pferdedecken hergestellt wurden…
…sowie eine Sammlung internationaler Sättel.
Man findet die verschiedenen Brandeisen, die im Laufe der Jahrhunderte auf der Ranch benutzt wurden…
… genauso wie ein kleine Waffenausstellung.
An den Wänden finden sich zahlreiche Fotografien, die verdiente Cowboys gleichermaßen wie das Leben auf der Ranch dokumentieren.
Dem Museum ist ein Saal angeschlossen, der privaten Feierlichkeiten zur Verfügung steht, ein weiterer Raum zeigt Ausstellungsstücke des Bürgerkrieges und einen sehenswerten Videofilm über das Imperium der King Ranch. Der kleine Souvenirshop rundet das Angebot ab.
Etlichen Romanen und Filmen diente die King Ranch als Vorlage Unserer Meinung ist ein Besuch der King Ranch einschließlich Museum ein „must do“, wenn man sich in der Nähe von Corpus Christi aufhält.