Der Grenzfluß zwischen den USA und Mexiko fliesst allein im Gebiet des Big Bend National Parks in Texas auf 190 km. Dabei hat der Rio Grande oder Rio Bravo, wie die Mexikaner ihn nennen, in Jahrmillionen zwei tiefe Schluchten gegraben. Eine davon ist der spektakuläre Santa Elena Canyon.
Vom Parkplatz führt ein befestigter Weg durch den Sand in Richtung Canyon. Der Hin- und Rückweg ist 2.7 km lang.
Kurz vor der Santa Elena Schlucht mündet der Zufluss Terlingua Creek in den Rio Grande. Sollte dieser Zufluß Wasser führen, ist der Weg zum Trail versperrt, und die Wanderung endet, noch bevor sie richtig begonnen hat.
In Terlingua gibt es einige Firmen, die Kanutouren auf dem Rio Grande anbieten. Leider können wir unsere Schnauzer für so ein Abenteuer nicht so lange allein lassen, obwohl so eine Tour durch die Schlucht bestimmt sehr beeindruckend ist.
Der Trail führt zuerst über einen befestigten Weg die Klippe hinauf. Der Weg ist in Serpentinen gut zu gehen, und es gibt immer wieder schöne Aussichtspunkte, an denen man sich auch ein bisschen vom anstrengenden Aufstieg erholen kann.
Am frühen Vormittag, jetzt Mitte April, liegt der mexikanische Teil noch im Schatten. Die Grenze zwischen beiden Staaten verläuft genau in der Mitte des Rio Grande/Rio Bravo. Es ist streng verboten, den Fluß zu überqueren und wird von beiden Staaten nicht als Kavalliersdelikt angesehen.
Auf dem höchsten Punkt genießen wir den Blick zurück ins Tal. Am Horizont erkennt man die Chisos Mountains.
Der Weg schlängelt sich unterhalb der Felsen am Rio Grande entlang und endet abrupt an einem Felsenvorsprung. Dort ist der Weg zu Ende, so dass wir umkehren müssen.
Auf unserem Weg durch den Canyon hören wir lauten Vogelgesang, der durch die enge Schlucht im Echo widerhallt. Dies ist der sehr scheue und flinke Canyon Wren, einem kleinen Singvogel aus der Familie der Zaunkönige.
Sehr zum Leidwesen des kleinen Sängers haben wir sein Nest in einer Felsspalte entdeckt. Nun gibt er alles, um uns vom Nest fort zu locken. Er spielt verletzter Vogel und flattert aufgeregt vor uns her. Der Zaunkönig tut uns nicht den Gefallen, sich irgendwo für ein Foto ruhig in Positur zu setzen. Also stören wir die kleine Familie nicht länger, als es für ein paar Fotos nötig ist.
Der Vogel hat Glück, denn nun erreichen uns die Kanuten, denen wir vorhin begegnet sind. Mit gleichmäßig ruhigen Bewegungen paddeln sie auf dem Fluß. Es scheint trotz Gegenströmung nicht sehr schwer oder besonders kraftaufwendig zu sein.
Wir schauen ihnen sehnsüchtig nach, wie sie dem Teil des Santa Elena Canyons entgegen paddeln, der für uns unzugänglich bleibt.
Nun kommen immer mehr Besucher uns auf dem Santa Elena Trail entgegen, so dass es für uns Zeit wird, zum Parkplatz zurück zu gehen. Immerhin brauchen wir für die Rückfahrt zum Campingplatz eine gute Stunde.
Die US Border Patrol fliegt in regelmäßigen Abständen an der Grenze mit dem Hubschrauber entlang.
Kurz vor der Mittagszeit steht die Sonne schon hoch über der Klamm, obwohl es erst April ist. Sie hat so viel Kraft, dass die 30°C Marke schnell geknackt wird.
Durch einen kleinen Wald aus Bambus und Bäumen erreichen wir wieder das gemeinsame Flußbett von Rio Grande und Terlingua Creek.
Eine hübsche Big Bend Bluebonnet Pflanze (Lupinus havardii ) lädt uns auf ein letztes Foto ein.