Ich werde kurz vor Sonnenaufgang wach, schaue aus dem Fenster und beschließe, dass es sich nicht lohnt dafür aufzustehen. 20 Minuten später dringen irgendwie vertraute Klänge an mein Ohr. Es braucht eine Weile bis ich realisiere, dass es Alphörner sind. Voreingenommen habe ich sofort unseren Nachbarn mit seinem halben Pop-up Trailer und dem Pro-Leben und freie-Schule-für-alle-Aufkleber in Verdacht. Nein, die lieblichen Töne kommen woanders her. Beim letzten Lied erblicke ich ein Paar im reifen Alter auf dem Parkplatz, wo sie Richtung Sonnenaufgang ihre Alphörner blasen. Darin sind sie richtig gut.
Leider kann ich ihre Motivation nicht erfragen, denn sie packen ihre Instrumente ein und verlassen den Parkplatz. Ungewaschen wollte ich mich fremden Leuten auch nicht nähern. Aber danke, das war ein schönes Erlebnis.
Morgens biegen wir wie immer rechts auf den Highway 190 Richtung Furnace Creek ein. Am Aussichtspunkt hinter den Sanddünen halten wir kurz an, um mit dem Fernglas etwas zu beobachten. In der Parkbucht gegenüberstehen 5 Fahrzeuge, von denen zwei mit schwarz-weißer Folie abgeklebt sind. Habe ich ein Audi Zeichen gesehen? Wir fahren weiter und plötzlich ereilt uns die Erkenntnis: Das waren Erlkönige. Dazu muss ich anmerken, dass ich jahrelang an der BMW Teststrecke vorbei gefahren bin und mir diese abgeklebten Autos sehr vertraut sind. Später kommen die Fahrzeuge uns nochmal entgegen, aber wieder passt es nicht für ein Foto. Wir klettern zum Zabriskie Point hoch, um noch einmal ein paar schöne Bilder zu machen.
Auf unserem Rückweg machen wir einen Halt an der Furnace Creek Ranch und siehe da, hier stehen die Erlkönige, schön aufgereiht. Es parken sogar zwei Fahrzeuge, die total schwarz abgeklebt sind. Echte Neuentwicklungen?
Nun bin ich stur und warte so lange bis sich die Kolonne in Bewegung setzt. Wer sagt es denn? Da gibt es doch noch schöne Fotos von tollen Autos unter den Palmen der Furnace Creek Ranch.
Im hinteren Teil der Ranch finden wir auf dem Busparkplatz die abgestellten Autos von heute früh. Zur Ablenkung stehen ein Audi, ein BMW und ein merkwürdiger Ford dabei. Die Erlkönige sind abgedeckt, da sieht man gar nichts.
Ein Aufkleber an der Windschutzscheibe verrät uns, dass es spezielle Autotestgenehmigungen für das Death Valley gibt. Ob wir nun BMWs oder Audis gesehen haben, wissen wir nicht und soll auch das Geheimnis des Automobilherstellers bleiben.
Trotzdem danke, spannend war es allemal.
Mittwoch Nachmittag ist es mit über 40°C noch immer sehr heiß, aber es kommt Wind auf, den wir als sehr angenehm empfinden. Unsere Windmühle dreht schnell und immer schneller. Nun werfen wir einen Blick auf die Berge hinter uns und können sie nicht mehr erkennen. Noch immer denken wir nichts böses, allerdings als das Windrad sich beinahe selbst überholt, wird klar, da kommt etwas Großes auf uns zu. Hektisch verstauen wir unsere Stühle, den Tisch sowie das Windrad und den Wäscheständer und dann bricht das Unheil auch schon über uns herein. Der Wind peitscht den Sand vor sich her; es prickelt wie Stecknadeln auf der Haut. Der Sand kommt in dicken Schwaden und ist überall. Der Wind reisst an der Markise des Slide-outs, so dass wir es einfahren müssen.Die halbe Nacht tobt der Wind und rüttelt am Trailer..
So war die Aussicht kurz vor dem Sandsturm, daneben die normale Bergsicht.
Am anderen Morgen werden wir allerdings durch einen grandiosen Sonnenaufgang entschädigt. Man, war das eindrücklich, wie die Schweizer so schön sagen
An unserem letzten Abend im Death Valley feiern unsere drei Stellplatznachbarn eine mexikanische Fiesta. Die Party auf dem Nachbargrundstück ist fröhlich und ausgelassen. Zu den Klängen von „cu cu ru cu cu….Palooooma“ von Harry Belafonte gibt es bei uns zum Abendessen Guacamole, Chilli con carne mit Tequilla – wie passend!